Als Mareike zur Ruhe kam

Als Mareike zur Ruhe kam
Uff! Mareike sank mit einem Seufzer auf den Küchenstuhl. Der Rücken tat ihr weh, und auch die Migräne meldete sich. Aber es war geschafft: Der große Weihnachtseinkauf stand vor ihr, sieben prall gefüllte Beutel voller Spielzeug, Bücher, Pralinen, Weinflaschen usw. Mareike wusste gar nicht mehr, was sie alles gekauft hatte. Sie hoffte nur inständig, nichts vergessen zu haben. Dieses Gerenne durch die Läden, überall Menschen, und in ihrem Kopf – eine einzige Achterbahn aus Farben und Gedanken. Ich packe schnell die Einkäufe weg, und dann trinke ich eine schöne heiße Tasse Schokolade, dachte sie. Mit neuem Elan stand sie auf und begann, die Taschen auszupacken. Da ging die Wohnungstür auf. "Hallo, Mama!", riefen Lena und Linus. Mareike spürte die Wut in sich aufsteigen. Wie sollte sie ein schönes Weihnachtsfest vorbereiten, wenn Martin es nicht schaffte, die Kinder wenigstens einmal für zwei Stunden zu beschäftigen! Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. "Na, war es schön im Park?", fragte sie. "Es nieselt", sagte Martin. "Da dachte ich, wir kommen lieber nach Hause." "Prima", zischte Mareike. Sie wollte vor den Kindern nicht streiten, warf Martin aber bitterböse Blicke zu. Das war's also mit der Ruhe und der heißen Schokolade. Jetzt hatte sie alle Hände voll zu tun, die Kinder von den Einkaufsbeuteln fernzuhalten. Lena hatte schon zwei Schokoladenweihnachtsmänner aus einer der Taschen gezogen. "Können wir die haben?", fragte sie, und Linus schrie: "Schoki, Schoki!" "Danke für deine tolle Unterstützung", presste Mareike in Richtung Martin hervor. Sie ließ den Kindern die Weihnachtsmänner, schnappte sich die anderen Beutel und brachte sie schnell die Treppe hinauf ins Arbeitszimmer, ihrer "Wichtelstube", wie sie Lena und Linus erklärt hatte. Sie versteckte alle Geschenke kindersicher und ging dabei noch einmal alles durch: Badepuppe, Bücher, Perlenfädelset für Lena, Murmelbahn, Legespiel, Fühlbuch für Linus, Fotoalbum für Oma und Opa, und für die Uroma –. Oh nein! Wo war die teure Bio-Kräutersalbe gegen Rheuma, die sie für ihre Großmutter gekauft hatte? Mareike durchwühlte alle Taschen. Panik stieg in ihr auf. WO WAR DAS ZEUG? Mareike öffnete die Tür und rief: "Martin, liegt da unten eine Flasche mit Kräutersalbe?" "Ich habe nichts weggenommen!", war seine Antwort. "Das war nicht meine Frage", fauchte Mareike leise. "Wärst du BITTE so freundlich nachzuschauen, ob da irgendwo so eine Flasche liegt?", brüllte sie. Kurze Stille, dann seine Antwort: "Hier ist nichts." Mareike stand kurz vor der Explosion. Aber sie versuchte sich zusammenzunehmen. Es war schließlich Weihnachten. Sie ging hinab, um selbst nachzusehen. Schon auf der letzten Treppenstufe sah sie Linus. Er hatte es gerade geschafft, das Fläschchen zu öffnen und auf seinem Pulli zu verteilen. Es duftete nach Wacholder und Eukalyptus. Mareike setzte sich auf die Treppe. Sie wollte schreien, toben, mit den Fäusten auf den Boden trommeln. Da drang aus der Nachbarwohnung Klaviermusik. Frau Müller, eine Musiklehrerin in Rente, spielte "Stille Nacht". Mareike saß stumm da, lauschte der Musik. Sie wurde ganz ruhig. Oma bekommt unsere selbstgebackenen Plätzchen, dachte sie, während die weihnachtlichen Klänge ihr unbemerkt ein Lächeln ins Gesicht zauberten.

Autor: froheweihnachten.info

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