Weihnachten mit den Augen der Kinder sehen

Weihnachten mit den Augen der Kinder sehen
Mein Mann kommt mit unserer Kleinen vom Kindergarten nach Hause und sie verkündigt voller Stolz, dass sie den Esel im Krippenspiel darstellen darf. "Der ist ganz, ganz wichtig", sagt sie mit so einer Ernsthaftigkeit, wie es nur eine Dreijährige sagen kann. "Der Esel muss nicht viel machen und hat nichts zu sagen, aber er steht im Stall und begrüßt die Weißen, die eine lange Reise hinter sich haben." Ich beginne zu lächeln und erkläre meinem Kind, dass sie sicher die drei Weisen aus dem Morgenland meint. Sandra, so heißt meine Tochter, sieht mich an - und zwar so, wie sie mich immer ansieht, wenn ich ihrer Meinung nach etwas Falsches sage.
Sie lebt in ihrer magischen Welt. Für sie waren es drei Weiße, die nach Bethlehem gingen, um Maria, Josef und das Neugeborene zu sehen und zu begrüßen. Meine logischen Abläufe, meine Nüchternheit und mein Bestreben nach Richtigkeit, haben in der kindlichen Welt keinen Platz. Meine Tochter sagt, was ihr wichtig ist, sie plant nicht was morgen oder übermorgen sein wird, sie lebt im Jetzt. Und vielleicht hat sie sogar recht.
Für mich war es ein Vergnügen, das Krippenspiel im Kindergarten sehen zu dürfen, mit meiner Tochter und ihren Freunden Ben, Matthias, Rosa, Angela und allen anderen Kindern. Es war für mich spannend, die Weihnachtsgeschichte neu zu erleben. Josef und Maria, die so müde waren, dass sie auf dem Esel reiten mussten. Dann plötzlich der Einwand von Ben, dass der Esel doch im Stall steht und nicht als Transportmittel verwendet wurde. Meine Tochter ignoriert den Einwand großzügig und beginnt zu erzählen, wie Josef und Maria überall an die Türen klopfen. Wie in den letzten Ferien von uns, waren auch in Bethlehem alle Hotelzimmer ausgebucht, sagte sie laut und deutlich und im Festsaal des Kindergartens war ein kollektives Lachen zu hören. Nach einer kurzen Pause beginnen die Kinder wieder mit Begeisterung ihre Geschichte von Bethlehem zu erzählen. Ob Stall oder Wiese, ob weidende Schafe oder Pferde, irgendwie schafften es die Kinder, die Einigkeit immer wieder herzustellen. Dann bekommt Ben das Riesenstofftier Rudolph über seinen Kopf gezogen. Wieder ist im Festsaal herzhaftes Lachen hörbar. Was, fragt meine Tochter ganz erstaunt, ein Rentier war auch im Stall? Nein, schreien die anderen Kinder, nein und auch keine Hunde, Katzen und Krokodile. "Aber dann kam Jesus", sagt Ben. "Nein, dann wurde das Baby geboren," meldet sich Rosa zu Wort. "Ja, aber das Baby war Jesus, also unser Christkind", ruft meine Tochter. Das Baby bekam Geschenke und deshalb bekommen wir auch zu Weihnachten Geschenke und bei dieser Feststellung waren sich alle Kinder einig. Einig sind sich die Kinder auch, dass die Geschichte, die sich vor zu langer Zeit ereignete, gut ausgegangen ist. Obwohl es doch erst der Anfang war, wie wir Erwachsenen wissen. Die Kinder müssen das aber noch nicht verstehen, sie haben noch Zeit dafür. Jetzt zählt nur ihre Vorfreude auf Weihnachten und die Begeisterung für das Krippenspiel. So einfach kann es sein, Weihnachten zu erklären und darzustellen. Warum ist es aber für uns Erwachsene oft so schwer, den Sinn von Weihnachten zu erkennen? Vielleicht deshalb, weil wir das Fest der Liebe nicht mehr mit den Augen der Kinder sehen.

Autor: froheweihnachten.info

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