Gibt es noch echte Weihnachtswunder?

Gibt es noch echte Weihnachtswunder?
Für meine Eltern gibt es nichts Wichtigeres und Schöneres, als alle ihre Kinder mit deren Partnern, Enkelkindern, Haustieren sowie deren kleineren und größeren Problemen gemeinsam am Weihnachtsabend unter dem festlich geschmückten Tannenbaum zu versammeln. Keine leichte Aufgabe, denn bei fünf Kindern mit Anhang, die teilweise weit entfernt wohnen, braucht es schon etwas Organisationstalent. Kommunikation würde auch helfen. Aber darin ist meine Familie nicht besonders gut.
Letztes Weihnachten beschlossen meine Eltern, so wie die Jahre davor, dass wir uns alle bei ihnen treffen. Unsere Mutter serviert die traditionelle Weihnachtsgans, dann marschieren wir alle gemeinsam in die Kirche. Danach gibt es endlich die langersehnten Geschenke. Besonders der Nachwuchs kann es gar nicht mehr erwarten, die vielen Päckchen in Sekundenschnelle aufzureißen.
Kurz vor Weihnachten ruft plötzlich eine meiner Schwestern bei unserem Vater an und erklärt ihm, dieses Jahr feiert jeder Weihnachten bei sich zu Hause und wir treffen uns erst am ersten Weihnachtsfeiertag bei euch. Dann habt ihr weniger Arbeit und mehr Ruhe. Der Vater sagt mit ruhiger Stimme:“Wie du willst, nur keinen Stress, aber besprich das mit Mutti, ich gebe dir mal Mutti.“ Mit der Mutti wird dann viel geplaudert, über den Weihnachtsputz, über vegane Kekse, über die Nachbarn, nur nicht über Heilig Abend.
Später fährt mein Bruder zu unseren Eltern, weil er kurz vor Weihnachten einen Bohrer benötigt. Angeblich zwingt ihn seine Frau, ein paar Tage vor dem Fest, neue Regale zu montieren. Nachdem der Bohrer aus dem Keller geholt wurde, erklärte mein Bruder unserem Vater:“Wir essen heuer zu Hause, aber wir kommen später am Abend zu euch. Die Kinder freuen sich auf die Bescherung.“ Vati sagt wieder mit ruhiger Stimme:“ Wie du willst, nur keinen Stress, aber besprich das mit Mutti, ich hole mal die Mutti.“
Es dauert nicht lange und meine Nichte ruft bei ihrem Großvater an. Sie fragt ihn, ob wir nicht alle heuer die Gans bei ihr essen könnten. Dann hättet ihr einmal keine Arbeit mit dem Kochen und dem Geschirr. Außerdem feiert sie heuer das erste Mal Weihnachten in ihrer eigenen Wohnung. Mein Vater sagt, wie könnte es anders sein:“Wie du willst, nur keinen Stress, aber besprich das mit der Großmutter.“
Wie war das Ergebnis? Ein Teil der Familie feiert Weihnachten unter dem eigenen Weihnachtsbaum, ein Teil der Familie steht bei unseren Eltern vor der abgeschlossenen Eingangstüre, weil diese ja bei der Nichte Weihnachten feiern und andere Familienmitglieder läuten bei meiner Schwester an der Tür, die jedoch nur mit ihrem Mann und den Kindern ganz in Ruhe und beschaulich feiern wollte.
Plötzlich wird heftig telefoniert, damit der Weihnachtswunsch unserer Mutter doch noch in Erfüllung geht: Alle essen gemeinsam die Weihnachtsgans und besuchen dann gemeinsam die Kirche. Es ist uns jedes Jahr gelungen, also warum nicht auch in diesem Jahr? Etwas spät ist es geworden, bis die Bescherung endlich stattfand und wir waren erschöpft. Wie gesagt, Kommunikation würde helfen. Aber es gibt sie doch, die echten Weihnachtswunder.

Autor: froheweihnachten.info

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